Bauen: Stadt stellt neuen Bau-Fachbereichleiter vor
Mit Kulturstädten kennt er sich aus: Potsdams neuer Fachbereichleiter Oliver Graumann für Stadtentwicklung und Denkmalpflege hat in Weimar studiert und in Dresden gearbeitet. Mit ihm sprach Jan Bosschaart.
MAZ: Sie sind von Dresden nach Potsdam gewechselt. Gab es an der Elbe nichts mehr zu sanieren?
Oliver Graumann: Doch, aber Potsdam ist auch eine Kulturstadt von europäischem Niveau, eine Stadt mit unglaublichen Potenzialen. Außerdem hat mich die Herausforderung einer leitenden Funktion gereizt.
MAZ: Sie übernehmen keinen leichten Posten – ihr Vorgänger war umstritten. Gehörte das genaue Studium des Battis-Berichts zu den Stellenanforderungen?
Graumann: Ich habe den Bericht natürlich gelesen, wenn auch nicht in seiner Tiefe studiert. Ich komme da zum Glück unvorbelastet und damit etwas freier in die Stadt. Wichtiger als die alten Probleme ist es aber doch, die anstehenden Aufgaben zu lösen und alle mitzunehmen, die dazu beitragen können.
MAZ: Das heißt, sie hatten bislang noch keinen Kontakt mit Günther Jauch?
Graumann (lacht): Bislang hat er mich nicht angerufen.
MAZ: Sie werden unweigerlich auch zwischen die Fronten der Stadtschlossbefürworter und -gegner geraten. Sind sie dafür gewappnet?
Graumann: Es gibt – auch in Dresden – eine große Liebe zur Historie, weil das Bauen nach historischem Vorbild für solide gilt. Ich finde es schade, dass manchmal der Mut zu etwas Neuem fehlt und habe mich zum Beispiel gefragt, wie es wäre, wenn man im wunderschön sanierten holländischen Viertel ein Gebäude in seiner ursprünglichen Kubatur, aber aus Glas gebaut hätte.
MAZ: Diese Vorstellung dürfte einigen Potsdamern ein Graus sein.
Graumann: Mag sein, aber in der Diskussion um an der Historie orientiertes Bauen wird auch gern außer Acht gelassen, dass wir heute ganz andere Nutzungsanforderungen an Gebäude haben, etwa, was die Sicherheit, die Energie-Effizienz und die technischen Anlagen betrifft. Es kann ja auch keine Lösung sein, sich ein Museum zu bauen – es sollte eine Stadt sein, in der man leben kann, nicht etwas, das man sich in die Vitrine stellt. Das gilt auch fürs vieldiskutierte Havelufer an der Alten Fahrt.
MAZ: Das heißt, sie hätten einem modernen Landtag den Vorzug gegeben?
Graumann: Die Entscheidung fürs Stadtschloss ist völlig richtig. Was ich sagen will, ist, dass es leicht ist, als Behörde Vorschriften zu erlassen. Die Bauherren müssen aber auch mit den Vorgaben leben können, und manchmal sogar davon leben können.
MAZ: Wo sehen Sie Ihre Rolle in diesen Diskussionen?
Graumann: Die Stadterneuerung sollte eine starke Managementfunktion übernehmen. Wir sollten nicht nur eine Behörde sein, die über Anträge entscheidet. Wichtig ist es, die Interessen aufzunehmen und zu bündeln, Ziele zu formulieren und deren Umsetzung zu begleiten.
MAZ: Dresden hat seine Frauenkirche zurückbekommen. Was können die Potsdamer für das Projekt Garnisonkirche von der Elbestadt lernen?
Graumann: Wie wichtig bürgerliches Engagement für solche Projekte ist. Es ist unabdingbar, dass der Impuls aus der Bevölkerung kommt. Die Garnisonkirche wäre nicht nur für Stadtbild und Tourismus wichtig, sondern auch für die Potsdamer Identität: Sagen zu können, wir haben das aus eigener Kraft geschafft, denn das ist unsere Stadt, eine Stadt der Bürger, nicht die Stadt der Stadtverordneten oder der Verwaltung, ist höchst bedeutsam.
Infobox: Oliver Graumann
Der neue Fachbereichsleiter, Jahrgang 1962, ist studierter Bauingenieur.
Er arbeitet in der Dresdner Stadtverwaltung, zuletzt als Leiter der Stadterneuerung Süd, wo er unter anderem für den historischen Bereich Neumarkt zuständig war.
Erschienen am 04.02.2009
Gefällt mir:
Gefällt mir Wird geladen …