Rasen für die Stadtkasse
Jan Bosschaart hat ein paar Vorschläge, um das Bußgeldaufkommen zu steigern
Es gibt Radeln fürs Klima, Rauchen gegen den Terrorismus und Trommeln für den Weltfrieden. Dieser Gutmenschen-Olympiade könnte man längst die Disziplinen Falschparken für die Kommunalfinanzen und Rasen für die Stadtkasse hinzufügen. Immerhin verdient Potsdam rund 1,6 Millionen Euro pro Jahr mit Knöllchen und Blitzbescheiden. Das Perfide an diesen Formen moderner Wegelagerei und an den überteuerten Porträtfotos mit miserablen Abzügen ist, dass den vermeintlichen Abzockern nicht nur Recht und Gesetz, sondern auch das Gemeinwohl als unüberwindliche Argumentationshilfe zur Verfügung stehen. Da bleibt dem ordnungswidrigen Bürger nur, die Wut in ein Magengeschwür zu wandeln. Konsequenterweise sollten aber Spendenquittungen ausgestellt werden, wenn jemand zum Beispiel regelmäßig auf dem Bordstein parkend oder durch die Tempo-30-Zone rasend seiner Bürgerpflicht nachkommt. Auch Titel wie „inoffizieller Sponsor der Landeshauptstadt Potsdam“ würden das Engagement sicher noch steigern können, damit das leidige Haushaltssicherungskonzept endlich obsolet wird. Denn eines, liebe Bußgeldstelle, sollte doch glasklar sein: Wenn wir alle mal für einen Tag in den Ordnungswidrigkeits-Streik träten und korrekt parkten, wäre bei Euch ein Heulen und Zähneklappern.
Erschienen am 24.11.2009