Musik, die den Horizont erweitert
Alf Ator im MAZ-Gespräch über Dummheit, Tod und Exkremente
Knorkator rocken am Sonnabend im Lindenpark. Die MAZ sprach vorab mit dem Keyboarder Alexander Thomas alias Alf Ator. Die Fragen stellte Jan Bosschaart.
Im Internet steht, Knorkator seien Blödelrocker? Eine zutreffende Bezeichnung?
Alf Ator: Nö. Wir wollen nur gute Musik machen. Das gelingt uns so sehr, dass wir es nicht nötig haben, uns ernst zu nehmen.
Wie würden Sie Ihren Musikstil denn nennen?
Alf Ator: Er ist ein Gemisch aus Industrial-Metal und klassischen Elementen. Zugleich haben wir Freude an Härte. Wenn man übers Auf-die-Schnauze-hauen singt, hilft Soul nicht weiter.
Laut Pressetext dient die Tour dazu, einen Film zu drehen?
Alf Ator: Jaaa! Ein weltbekannter Regisseur dreht „Aufstieg und Fall“ von Knorkator. Bisher spielten wir in riesigen Stadien, das war nicht glaubwürdig, um unsere Anfänge nachzustellen. Daher die Tour in kleinen Clubs: Um behaupten zu können, das wären wir als junge Menschen. Leider sind wir längst alt und dick.
Der Film soll auch künftige Ereignisse zeigen – welche denn?
Alf Ator: Unseren Abstieg und den Tod unseres Gitarristen Buzz Dee. Das wird eine stark berührende Szene mit vielen Fans aus aller Welt.
Buzz Dee plant abzutreten?
Alf Ator: Wir planen das. Er weiß noch nichts davon.
Vermissen Sie manchmal die Berühmtheit nach dem Grandprix-Ausscheid 2000?
Alf Ator: Selten. Wir hatten davor schon einen treuen Fankreis, der hat sich nicht verändert. Die anderen haben sich kurz für Idioten, die Keyboards zerschlagen, interessiert, aber nicht für unsere Musik. Es ist nur ein kleiner Bevölkerungsteil Knorkator-kompatibel. Das ist okay. Ein Ferrari pro Bandmitglied reicht uns.
Eine Zeitung schrieb, Knorkator weigere sich, erwachsen zu werden.
Alf Ator: Da ist endlich die gesamte Wahrheit über uns. Im Ernst: Diese Bands, die immer jugendlich frisch sind und nur drei Themen haben: ich wachse – ich bin verliebt – ich finde die Welt ganz schlimm, sind doch langweilig. Weil wir das nicht tun, und wir Texte über Exkremente machen, heißt es gleich „Chaoten“.
Wie läuft der kreative Prozess bei Knorkator ab?
Alf Ator: Die anderen sitzen und warten. Ich beginne zu denken, schreibe Lieder und Texte, lese viel, konsumiere Kultur. Daraus erwächst Kunst, die die anderen lediglich interpretieren dürfen. Sie sind dankbar und froh, für mich zu spielen.
Als Berliner Band berlinern Sie gern in ihren Texten.
Alf Ator: Wir stellen es sprachlich nur nach vorn, wenn es sich anbietet: wenn Dummheit zelebriert wird.
Das wird die Potsdamer aber freuen.
Alf Ator: Ich hege keine Arroganz gegenüber Potsdam. In den Anfangstagen war Potsdam für Knorkator extrem wichtig, weil dort die Radiostationen waren, die sich für uns interessiert haben.
Was erwartet die Konzertbesucher?
Alf Ator: Sie werden das Glück haben, von meiner Aura beschienen zu werden. Das gibt Auftrieb, das hilft durchs Leben: Musik, die den Horizont erweitert.
Erschienen am 27.09.2007