Atemtherapie
Über Erleichterung im Mercure und Panik bei der Weißen Flotte
Kaum können die Mitarbeiter des Hotels Mercure aufatmen – ihr Haus bleibt bestehen, ihre Jobs vorerst auch. Kaum pustet selbst die Stadt leise, denn sie hat – sollte sie wider Erwarten zu Geld kommen – einen einfacheren Zugriff auf das Hotel, da Eigentümer und Pächter nun ein und dieselbe Heuschrecke sind. Kaum also herrscht an einer Ecke des Lustgartens Erleichterung, da muss nebenan die Weiße Flotte zu hyperventilieren beginnen. Was Politik und Verwaltung mit diesem Potsdamer Unternehmen, das sich um den Tourismus in der Stadt wie kaum ein zweites verdient macht, seit sieben Jahren treiben, ist mit „den verbalen Stinkefinger zeigen“ noch sehr zurückhaltend umschrieben. Jeder, aber auch wirklich jeder, versucht auf Kosten der Flotte sein Mütchen zu kühlen: die Grünen pochen auf ihre städtebaulichen Ziele (Lustgarten freihalten!), die FDP auf ihren Marktliberalismus (Ausschreiben statt direkt verkaufen!), die CDU auf Platzecks Erbe (nanu?), die SPD auf ihre Geduld („keine Schnellschüsse“) und die Linken auf ihre frisch verabschiedete Anti-Privatisierungs-Politik. Der monatliche Durchsatz von Blutdruck-Senkern bei den Weiße-Flotte-Geschäftsführern muss inzwischen Umsätze generieren, die die Abschaffung der Praxisgebühr allein refinanzieren könnten. Ändern können sie freilich nichts. Es sei denn, sie ließen sich auch von einem Investmentfonds aufkaufen. Gegen solche scheint die schildbürgerähnliche Stadtpolitik ja wenigstens machtlos.
Erschienen am 05.12.2012