Aufwachen!
Die Hotel- Entscheidung muss akzeptiert werden – aber mit allen Folgen
Im Grunde war es schon gelaufen, bevor es richtig begonnen hatte: In jenem Moment, in dem Hasso Plattner ankündigte, er wolle über den Kunsthallenbau mit niemandem in Streit geraten, sanken die Chancen für einen Abriss des Hotel-Plattenbaus auf null. Nicht nur, dass es bei mehr als 150 000 Einwohnern schwer möglich ist, keinen zu finden, der einen Einwand hat. Mit Potsdam hat sich Plattner ausgerechnet die Stadt ausgesucht, in der der Streit zwischen dem baulichem Erbe der DDR und der Rückerlangung europäischen Formats so hart ausgetragen wird wie in keiner anderen. Es ist nun müßig, darüber zu streiten, ob der Mäzen die Mimose gibt, wenn er angesichts der Einwände einknickt – es ist sein Geld, und er hat über den Aufbau einer Sammlung von DDR-Kunst klug versucht, den Ostalgikern eine Brücke zu bauen, damit sie den Abriss akzeptieren. Das hat nicht funktioniert. Die Halle wird nun weit draußen liegen und die DDR-Freunde reiben sich die Hände über den Fortbestand der subversiven Platte neben dem Schloss. Der ewige Streit „neu und weltoffen“ gegen „so wie früher“ ist einmal mehr auf die Potsdam-Art ausgegangen. Das ist zu akzeptieren. Die fortdauernde innere Bezirkshauptstadt und der Anspruch auf europäisches Format bleiben aber unvereinbar.
Erschienen am 06.07.2012