Überschaubar
über das Risiko überraschender Hinterlassen- schaften von Fluggästen
Es bedurfte nicht dieses stinkenden Eisblocks aus einer Flugzeugtoilette, um zu wissen, dass das Sprichwort, demzufolge alles Gute von oben komme, seine besten Tage auch hinter sich hat. Doch selbst ohne den Glauben daran setzen in Quaderform gefrorene Fluggasthinterlassenschaften im Dachstuhl die Sorge frei, dass man nicht nur ein geruchstechnisches Problem erlitte, wenn sie statt der Schindeln oder Scheiben die eigene Schädeldecke durchschlügen. Das einschlägige Risiko ist aber, gelinde gesagt, überschaubar: Rund zehn versehentliche Eisbrocken aus Bordtoiletten errechnete ein Gutachten 2005 pro Jahr für Deutschland, fast alle davon schlugen in Gebäuden oder der freien Landschaft ein und setzten dort langsam ihren Zauber frei. Bislang ist weltweit kein Mensch zu Tode gekommen. Das Risiko des Ablebens ist damit deutlich geringer, als im Laufe eines 80-jährigen Lebens von einem Blitz (1:12 500), einem Meteoritensplitter (1:3,7 Milliarden) oder einem Lotto-Jackpot (1:163) erwischt zu werden. Der Griff zur Zigarette, das Einsteigen ins Auto oder zuviel Vertrauen auf den Satz „Der will doch nur spielen“ sind wesentlich riskanter. Tröstlich auch: Von tiefgekühltem Flugpipi erschlagen zu werden, würde im Gegensatz zu den Alltagsrisiken zumindest einen Platz in den Abendnachrichten sichern.
Erschienen am 17.02.2012