Erbärmlich

Über die Komik vermeintlich bedrohlicher Neonazi-Aufmärsche

Man kann dem Häufchen Neonazis den Gefallen tun und den erneuten Aufmarsch in der Waldstadt als eine gespenstische, Angst erregende Parade stummer Fackelträger mystifizieren, hinter deren verhüllten Gesichtern das grausame Gedankengut tickt, das Millionen Menschen Leid und Tod brachte. Das hieße aber, ihnen das Geschäft zu besorgen. Mindestens ebenso gültig ist es, die Horden als einen Haufen verblendeter, im Leben gescheiterter Halbirrer zu betrachten, die sich bei Eiseskälte in einem kindergartenähnlichen Lampionumzug den Hintern abfrieren, nur gewärmt von ihrer kruden Volk-und-Boden-Romantik und der Hoffnung, eine Zeit, in der selbst lebensuntüchtige Randexistenzen wie sie wieder etwas zu sagen haben, möge wiederkehren. Dass sich die Herren nicht mal trauten, ein Spruchband zu entrollen oder ihre jeden Sinns entleerten Parolen zu brüllen sowie dass sie sich wie Pennäler nach einem Klingelstreich in den Wald flüchten, sobald die Polizei auftaucht, darf insgesamt doch ganz munter stimmen. Gut, dass die Bürger mittlerweile reagieren und schnell die Polizei rufen; gut, dass diese mittlerweile sogar schnell am Einsatzort ist – so beunruhigend die Außenwirkung solcher Aufzüge auch sein mag, so erbärmlich sind sie zugleich auch.

Erschienen am 07.02.2012

Hinterlasse eine Antwort

Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar zu erstellen.


%d Bloggern gefällt das: