Fehlender Aufschrei

Jan Bosschaart über einen neuen Zossener, der der Stadt nicht zur Ehre gereicht.

Wäre das Thema nicht so ernst, man müsste in schallendes Gelächter ausbrechen: Da kämpft ein Verblendeter jahrelang gegen das, was er die „Auschwitz-Lüge“ nennt und muss sich dafür vor Gerichten verantworten. Dann verlässt er Berlin, wo er verbrannte Erde hinterließ, und lässt sich – als Holocaust-Leugner unerkannt – in Zossen nieder. Es muss ihm wie eine unglaubliche Provokation vorgekommen sein, zu erfahren, dass die Stadt vor seinem Haus, das auch noch ehemals Juden gehörte, der von den Nazis deportierten Bewohner gedenken will. Fast nimmt es nicht mehr Wunder, dass der Mann anlässlich der Steinverlegung ausrastet. Was er nicht bedachte, ist, dass sein Ausbruch Fragen aufwarf. Ganz Zossen weiß nun, dass ein bundesweit bekannter Neonazi in der Stadt lebt und arbeitet. Seinem Geschäft dürfte das nachhaltig schaden, doch leider nicht nur seinem. Was daher fehlt, ist eine eindeutige Reaktion der Stadt und ihrer Bewohner: Die Provokation der verdeckten Steine sollte die Verwaltung nicht länger hinnehmen, auch einen Aufschrei der Bürger hat bislang niemand vernommen. Falls Zossen diese Haltung beibehält, könnte das zum Stolperstein für die Wachstumsregion werden. Und das wäre dann gar nicht mehr lustig.

Erschienen am 26.11.2008

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