Vernunft statt Egoismus
Jan Bosschaart über das kakophonische Meinungsgewirr im Sanierungsgebiet Babelsberg
Wenn mitten in der schönsten Debatte, nachdem der Sanierer zum dritten Mal erklärte, warum politische, rechtliche oder technische Vorgaben bestimmte Bürgerwünsche unmöglich machen, wenn da jemand einen Satz mit „Aber trotzdem“ beginnt, kann schon mal die Frage aufkommen, wer eigentlich für die Sanierung der Nerven von Stadtkontor-Mitarbeitern zuständig wäre. Das ist natürlich ungerecht: Das Babelsberger Sanierungskonzept legt Hauseignern harte Bandagen an, und wer sich als Bauherr monatelang um einen
Türgriff oder eine Gaube streiten musste, ist schnell empört, wenn er das Gefühl hat, das Stadtkontor dürfe leichtfüßig Straßenzuschnitt oder Baumbestand ändern. Der Bürgereinsatz für die Sanierungsziele ist hoch zu achten. Im kakophonischen Meinungsgewirr aber, dass sich derzeit unter- und innerhalb zu sanierender Straßen erhebt, ist dieses Interesse kaum noch auszumachen. Dazu sind die Forderungen oft zu egoistisch: Keine Parkplätze auf der Straße, weil ich welche auf dem Hof habe; keine Mieterbefragung, weil es mich Eigner mehr betrifft und, als Krönung, weiterhin eine Einbahnstraßenregelung, die für mich Anlieger aber aus Gewohnheitsrecht sowieso nicht gilt. In solchen Debatten setzen sich bestenfalls die Lautesten, aber nicht die Vernünftigsten durch. Doch gerade die werden jetzt gebraucht.
Erschienen am 29.01.2009