Rekordverdächtig
Jan Bosschaart über Standortabwertung für sehr Fortgeschrittene
Diese Stadt kriegt wirklich nahezu jeden Investor klein. Im Zerreden von Vorhaben beweist die Landeshauptstadt eine Meisterschaft, um die man sie wirklich beneiden müsste, wäre sie nicht so destruktiv. Dass etwas aus rechtlichen Gründen nicht machbar ist, gehört ja noch zum Schicksal großer Projekte, auch dass sie zuweilen politisch nicht gewollt sind. Das Vertreiben von Investoren, die nicht mal Fördermittel wollen, noch bevor überhaupt ein Verfahren in Gang gesetzt werden kann, ist allerdings schon Standortabwertung für sehr Fortgeschrittene. Berlin mag es recht sein, dort war laut Investor in 48 Stunden alles geklärt. Solange Potsdam seinem eigenen Glück so engagiert im Weg steht, darf man sich über mitleidige Blicke aus der Bundeshauptstadt nicht wundern. Vielleicht muss man dergleichen in einer Stadt, der es seit Jahren gelingt, trotz großer Freiflächen in ihren Ortsteilen kein Tierheim auf den märkischen Boden zu setzen, ja auch erwarten. Dann allerdings bleibt die Frage bestehen, wo all die Bedenkenträger und Verhinderer waren, als es um die Errichtung einiger zweifelhafter Schönheiten der Nachwendezeit ging. Und welche Mopsfledermausseerosennatter von der „Königin der Nacht“ vertrieben worden wäre, aber den „Rock am Wasserturm“ klaglos erduldet.
Erschienen am 04.03.2011