Sie will die Eine werden
Wettbewerb: Nach dem Sieg in Rangsdorf will ein Nachwuchsmodel den Bundestitel
Paula Gegg hat den Modelwettbewerb im Einkaufscenter gewonnen – heute Abend könnte sie den Sprung ins Modelgeschäft schaffen.
RANGSDORF| Sie mag es gern natürlich, hat noch nie ihre Haare gefärbt und geht im Alltag sogar ungeschminkt aus dem Haus: Paula Gegg wirft einige wohlgehütete Vorurteile über Models und Mädchen, die es werden wollen, über den Haufen. Erstaunte Nachfragen dazu lächelt sie einfach weg. Das ist eine durchaus erfolgreiche Methode, wenn man erst 20 Jahre alt ist, 1,73 Meter groß und durch ein sehr ebenmäßiges Gesicht auffällt: Ob unangenehme Fragen, lastende Stille oder kleine Malheurs – Weglächeln funktioniert.
Ihre Qualitäten konnte Paula zum ersten Mal im Rangsdorfer Südringcenter vor einer größeren Öffentlichkeit unter Beweis stellen: Sie gewann mit deutlichem Abstand den Regionalausscheid des Nachwuchs-Modelwettbewerbs „Die Eine“, den der Handelskonzern Metro in seinen Häusern veranstaltet. Das brachte ihr nicht nur diverse Einkaufsgutscheine, sondern gilt zugleich als Ticket zum Bundesfinale an diesem Wochenende in Bremen, auf dem Paula gegen 23 Konkurrentinnen in den Disziplinen Abendkleid, Bademode und Kurzinterview antritt. Wer hier gewinnt, bekommt einen Modelvertrag.
Das würde ihr durchaus gefallen: Mit Schönheit hat sich die gebürtige Berlinerin schon seit frühester Kindheit befasst, nahm seit ihrem vierten Lebensjahr Ballettunterricht und begann nach der Schule eine Ausbildung zur Kosmetikerin. Als Foto- und Laufstegmodel um die Welt zu reisen, käme ihr sehr entgegen, sagt sie. Selbst wenn es nichts wird mit dem Titel, will sie als Kosmetikerin in den USA ihr Glück versuchen.
Dass sie mit 20 Jahren fast schon ein wenig spät dran ist für die Modelbranche, ist Paula bewusst. Es ist auch ein wenig der Überbehütung geschuldet: Als einziges Kind ihrer Eltern war die hübsche, sportliche Paula schon früh der Star der Familie – ein stolzer Papa, der als Bootshändler die schöne Tochter auch auf Messen in seinen Booten zeigte und eine Mutter, die Tausende Fotos von ihrer Tochter machte und sie auch zur Teilnahme am Wettbewerb ermunterte, gaben ihr das nötige Selbstvertrauen: Paula muss ihre Unsicherheiten nicht unter zentimeterdicken Schichten Schminke vergraben, sie greift im Notfall auf ihr Lächeln zurück.
Sieht man davon ab, dass die 20-Jährige dank dieser festen Familienbindung zuweilen noch ein wenig unselbstständig und nicht eben initiativ wirkt – „Ich bin halt ein kleiner Spätschalter“, sagt sie selbst – erweckt sie einen angenehm natürlichen und jugendlichen Eindruck. Sie sei keine „Partymaus“, betont Paula und ihre grünen Augen halten einen Moment inne, um zu betonen, dass das jetzt ein Satz war, der ihr sehr wichtig ist. Das Zusammensein mit ihren Freundinnen, das Durchhecheln aktueller Modetrends oder ein gemütlicher Videoabend seien ihr wichtiger. Auch mit der Partnersuche habe sie keine Eile, fügt sie hinzu, um ihren unaufgeregten Lebenswandel zu unterstreichen – vielleicht liege das ja an der katholischen Schule und der eher konservativen Erziehung, die sie genossen habe, sagt sie kokettierend. Bodenständigkeit, Natürlichkeit, Unaufgeregtsein – das ist das Bild, das die 20-Jährige von sich vermittelt. Wenn die Jury in Bremen heute Abend genau solch einen Typ sucht, hat Paula den Vertrag so gut wie in der Tasche. Wenn nicht, hat sie ein dichtes soziales Netz, das sie auffängt.
Erschienen am 18.10.2008